Im Westen

Nach Un homme qui fume c'est plus sain im Jahr 2021 folgt nun eines der neuesten Werke des Kollektivs Bajour, das sich ebenfalls mit dem Thema Familie befasst. Stéphane, Yan und Eliza müssen sich mit dem gewaltsamen Tod eines Bruders, Hugo, und einer Schwester, Esther, bei einem Brand auseinandersetzen. Zunächst wollen sie vergessen, ihre Erinnerung verlieren. Ein vergeblicher Versuch, die Trauer zu umgehen, denn die Toten kehren immer wieder zurück, wie Gespenster. In diesem Bad des Leidens schwimmt eine wunderschöne Liebesgeschichte, eine Boje der Sanftheit, die die Bühne mit verkohlten Rückständen beleuchtet und ihr den seltsamen Eindruck verleiht, als sei sie von den Flammen verzehrt worden. Die Spannung steigt zwischen dem Wunsch zu löschen und dem Wunsch zu schreiben, die Erinnerung zu kultivieren, in der so viele Wunden wurzeln. In einem erfinderischen und sehr visuellen Bühnenbild versetzt das Collectif, das mit einem bemerkenswerten Sinn für Text und Improvisation ausgestattet ist, den Zuschauer in die Asche des Familienherdes, ohne jemals den Humor, die Freude, die Unbeschwertheit und die Hoffnung zu vergessen.