Corto Maltese, die Welt in Abenteuern

Nach der Welt von Hergé, Jules Verne und Folon wollte die Saline Royale im Jahr 2025 eine neue Ikone der Kunst und des Comics ehren: Corto Maltese, den berühmten Doppelgänger seines erhabenen Schöpfers Hugo Pratt.

Hugo Pratt
Hugo Pratt (1927-1995) wird einstimmig als einer der größten Zeichner der Welt angesehen. Seine Comics, Grafiken und Aquarelle werden in den größten Museen ausgestellt, vom Grand Palais bis zur Pinakothek in Paris, und nicht zu vergessen das Vittoriano in Rom, Ca' Pesaro in Venedig und Santa Maria della Scala in Siena. Er selbst definierte seine Geschichten nach dem Begriff "gezeichnete Literatur". Er wird von Autoren und Künstlern wie Tim Burton, Frank Miller, Woody Allen, Umberto Eco und Paolo Conte zitiert. Er lebte in Italien, Argentinien, England, Frankreich und der Schweiz. Als Vielreisender hat er praktisch den gesamten Rest der Welt durchquert.

Corto Maltese
Trotz seiner umfangreichen und vielgestaltigen Produktion wird Hugo Pratt im Wesentlichen der Autor von Corto Maltese bleiben, diesem romantischen, schüchternen und zugleich pragmatischen Seemann, der die Welt in den Jahren 1904-1925 durchstreift. Während Hugo Pratt historische Persönlichkeiten (wie Jack London, Enver Pascha, Butch Cassidy, Ernest Hemingway, Joseph Stalin oder Hermann Hesse) auftreten lässt, bevölkert er Corto Maltese mit so kraftvollen Schöpfungen, dass Fiktion und Realität untrennbar miteinander verbunden werden.

Hugo Pratt hat ein einzigartiges Werk geschaffen, das umso unklassifizierbarer ist, als es sich, wie das eines jeden echten Künstlers, im Laufe der Zeit stark weiterentwickelt hat. Dies gilt sowohl für seine grafischen Kühnheiten (das Spiel zwischen abstrakten und figurativen Kästchen) als auch für seine Szenarien, die alle Arten von Kulturen miteinander in Verbindung bringen, und für seine brillanten Dialoge, die er mit paradoxerweise bedeutungsschweren Stille unterbricht. In Corto Maltese wurde die Zeichnung, die sich zunächst aus der Technik des Schwarz-Weiß-Gegensatzes ableitete, immer schematischer, bis sie schließlich wie eine Form der Schrift erschien ("Ich zeichne meine Schrift und schreibe meine Zeichnungen", sagte Hugo Pratt damals).

Die abenteuerliche Jugend des Schöpfers und sein intimes Verständnis verschiedener Zivilisationen haben natürlich einige Geschichten genährt. Aber bei Hugo Pratt ging die Lebenserfahrung Hand in Hand mit dem Wissen aus Büchern. Zwischen Büchern und Leben machte er keinen Unterschied, und am Anfang seiner Comics steht fast immer eine Lektüre, meist über ein Thema, das er in seiner Kindheit entdeckt hat. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass Hugo Pratt sein Erwachsenenleben damit verbracht hat, die Lektüre seiner Jugend zu vertiefen. Er war ein "literarischer Reisender", der zu den Orten seiner inneren Welt pilgerte, auf der Suche nach Homer in Griechenland, Yeats in Irland, Zane Grey in den USA oder Stevenson auf den Samoa-Inseln.

Hugo Pratt wird in der Serie Corto Maltese sein ganzes Erzähltalent, seine Erzählkunst und seine Zeichenkunst unter Beweis stellen und so zum Erfolg der Graphic Novel beitragen, die "von einem Zeichner, der schreibt, und einem Schriftsteller, der zeichnet" hervorgebracht wird.

Die Ausstellung in der Königlichen Saline wird die Welt der Abenteuer, der literarischen und historischen Bezüge des dunklen Seemanns mit dem Ohrring anhand von Originaltafeln, Aquarellen, Zeichnungen und Leihgaben aus den ethnologischen Sammlungen des Musée des Confluences in Lyon erkunden.